Konstruktion
Das Seelabor im Stechlinsee besteht aus einem großen zentralen Wasserbecken (30 Meter Durchmesser) sowie 24 baugleichen kleineren Becken (9 Meter Durchmesser), den Seezylindern, die als Versuchseinheiten dienen. Ihre Wände bilden spezielle Kunststoff-Folien, die an einem schwimmenden Aluminiumring befestigt sind und durch eine unter Wasser verlaufenden Stützkonstruktion stabilisiert werden. Nach unten reichen die Folien bis in das Sediment des Sees hinein. So schließen sie einen zylindrischen Raum ab, der mit Seewasser gefüllt ist. Die Seezylinder sind durch Stahlseile untereinander und mit dem umlaufenden Schwimmsteg verbunden. Die gesamte Anlage ist am Seeboden verankert – so kann das Seelabor nicht verdriften.
In den in der Limnologie werden Versuchszylinder wie die des Seelabors auch als als «Enclosure» (von engl. enclosure:
Umgrenzung, Einzäunung) oder Mesokosmen (künstlich geschaffene, meist
vereinfacht aufgebaute und von der Umwelt abgegrenzte Versuchseinheiten) bezeichnet.
In den Seelabor-Zylindern liefern Messgeräte
fortlaufend Daten aus unterschiedlichen Wassertiefen, die an einen
Rechner übertragen und in einer Datenbank abgelegt werden. So werden
beispielsweise die Wassertemperatur, der Sauerstoffgehalt und die
Lichtverhätnisse im See erfasst.
Mithilfe einer Sprinkleranlage zur Wasserumwälzung können die
Forscher den Lebensraum in den Seezylindern aktiv verändern. So lässt
sich zum Beispiel die Schicht des erwärmten Oberflächenwassers
experimentell vergrößern oder die Temperatur des Tiefenwassers erhöhen.
Veränderungen der Seenphysik durch Extremereignisse wie außergewöhnlich
heftige Sommergewitter lassen sich einstellen. So können experimentell
Bedingungen geschaffen werden, die in einigen Jahren bis Jahrzehnten als
Folge des Klimawandels erwartet werden.
Daten zur Konstruktion
Abmessungen:
- 1 Zentralzylinder, Durchmesser 30 m, Wasservolumen ca. 14.000 m3
- 24 Zylinder als Versuchseinheiten, Durchmesser 9 m, Wasservolumen ca. 1.200 m3
Stützkonstruktion:
- Seewasserbeständiges Aluminium für den schwimmenden Rahmenring und die Stützstruktur der Folien unter Wasser
Folienmaterial:
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Stamoid Isolierfolie 4800 ISO zwischen 0–11 m Tiefe
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Stamoid Folie 1250 zwischen 11–20 m Tiefe bis in das Sediment
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Eingebautes Reisverschlusssystem zum Öffnen der Folien unter Wasser zwecks kontrollierten Wasseraustauschs
- Umlaufende, begehbare Steganlage
- Messgeräteträger für die Sedimentfallen und die per Elektrowinde absenkbaren Messsonden
- Höhenverstellbare Wasserumwälzungsanlage mit perforiertem Schwimmring, Steigleitung und Pumpe
- Pro Versuchszylinder ein Industrierechner zur Steuerung der Elektrowinde und zur Aufnahme sowie Weiterleitung der Messdaten
Beteiligte Firmen
Anlagenbau: Ago Hydroair, Berlin
Profilersystem: ISW-Wassermesstechnik, Fünfseen
Messsonden: Ecotech, Bonn; bbe-moldaenke, Kronshagen